Seit 2006 werden an unserer Schule von unserem Kooperationspartner ATS in Kaltenkirchen Schüler zu Suchtexperten ausgebildet. In dieser Rolle können sie ihren Mitschülern Beratung anbieten zu Alkohol-, Nikotin-, Drogen-, Spiel- und Computersüchten.
Selbstverständlich können die Suchtexperten nicht therapeutisch tätig werden; sie sollen aber Fragen zu den genannten Themen beantworten und ggf. auf professionelle Hilfe verweisen können. Der Vorteil besteht im hier praktizierten „peer-to-peer-Ansatz“, bei dem heikle Themen nicht zwingend mit Eltern oder Lehrkräften erörtert werden müssen, sondern von den Schülern untereinander, wodurch Hemmschwellen gesenkt werden.
Während der Ausbildung wird ein Ausflug in eine Suchtklinik unternommen, bei dem die Suchtexperten die Gelegenheit erhalten, persönlich mit Patienten und Therapeuten zu sprechen und sich selbst aus erster Hand ein Bild von Suchterkrankungen zu machen.
Zum größten Teil finanziert wird das Projekt durch die Stiftung der Sparkasse Südholstein.
Alle zwei Jahre findet für Schulen in Henstedt-Ulzburg der KlarSicht-Parcours statt.
Suchtexpertenausbildung 2017
Junge Experten wissen, dass Sucht mehr sein kann als Drogenkonsum
HENSTEDT-ULZBURG. Die Gemeinschaftsschule Rhen hat fünf neue Suchtberater, die nach einem Kursus der Ambulanten und Teilstationären Suchthilfe (ATS) ihren Mitschülern beiseite stehen können. In 30 Stunden haben Daven Berg, Svenja Gareiss, Tymon Kawalek, Patrick Lutter und Tim Steffens von den 8. und 9. Klassen der Schule von den beiden ATS-Mitarbeitern Kerstin Klennert und Ole Berger viel zum Thema Sucht erfahren. Dabei geht es nicht ausschließlich um illegale Drogen. Auch das Zocken am PC oder das permanente Hantieren mit dem Smartphone können den Alltag von jungen Menschen beherrschen. „Klar ist das ein Thema im Freundeskreis“, meint Patrick Lutter. Und Daven Berg stimmt ihm zu. „Das ist inzwischen normal.“ Svenja Gareiss hat bereits oft festgestellt, dass über solche Abhängigkeiten gelächelt werde. „Keiner weiß so richtig, was dahintersteckt und was das bedeutet“, sagt sie. Ein Hauptthema in der Schulung durch die ATS sei Spielsucht gewesen, erzählen die Jugendlichen.
Das Angebot wurde von den Mitarbeitern der ATS entwickelt. Die Sparkasse Südholstein unterstützt die Ausbildung. Alle zwei Jahre werden in der Schule auf dem Rhen Suchtberater ausgebildet. Die Teilnehmer des Kurses erfahren nicht nur viele grundlegende Informationen über legale und illegale Substanzen, Rechtsgrundlagen, Formen der Abhängigkeit und mögliche Entstehung von Süchten, sondern kommen auch mit Süchtigen in Kontakt. In der Fachklinik Rickling des Landesvereins für Innere Mission lernten die Henstedt-Ulzburger Schüler Menschen kennen, die gerade den Weg aus der Sucht geschafft haben oder es zurzeit versuchen. Die Gespräche mit den Betroffenen, die von ihrem Abstieg in die Welt der Drogen erzählten, beeindruckten die Schüler. „Das war wirklich interessant“, erinnert sich Daven Berg.
Die fünf Suchtberater werden nicht feste Sprechzeiten in ihrer Schule haben, sondern stehen ihren Mitschülern im Schulalltag zur Verfügung.
Nach den Sommerferien wollen sie zusammen mit den ATS- Mitarbeitern Projekte zum Thema initiieren.
Zum Abschluss des Kurses erhielten sie von Christian Blöcker, Filialleiter der Sparkasse Südholstein in Henstedt-Ulzburg, die Zertifikate für die erfolgreiche Teilnahme sowie jeder eine Rose. Kerstin Klennert gab den jungen Leuten mit auf den Weg, die Bescheinigung über den Abschluss zu den weiteren Zeugnissen zu legen und bei Praktika und Bewerbungen dem Arbeitgeber vorzulegen. (nib)
An der Gemeinschaftsschule Rhen wurden mehrere Suchtberater ausgebildet.
Quelle: SE-Zeitung, Foto: Scholmann, 10.07.2017